Mit Blaulicht durch die Nacht... Adipositas Team hat schlaflose Nächte...
Atemnot in der Nacht, Berufsfeuerwehr und Rettungsdienst retten 180 KG Patienten
Die beiden langjährigen Rettungsdienstkameraden sind ja nächtliches Wecken durch die Rettungsleitstelle gewohnt, versehen die beiden Männer seit vielen Jahren zusammen mit den hauptamtlichen Kollegen auch Nachtdienste. In der Wache schläft man natürlich nicht, man ruht. Der hohe Bedarf an der Einsatzkraft unserer adipositas Gruppe ist aber wirklich ungewöhnlich. 07.01.2017 um 3:30 Uhr zeigt der Wecker, der 40 jährige Notfallsanitäter betrachtet das Display des Meldeempfängers mit verschwommenen Blick "Schwertransport SEG Leiter bei der RLS melden - Einsatz -" steht auf dem Gerät. Der zweifache Familienvater schleicht also aus dem Bett, darin befinden sich zu diesem Zeitpunkt auf 4qm, zwei Erwachsene und zwei Kinder :-) Der Trick ist das Zimmer zu verlassen, ohne die Lebenspartnerin mit zwei "nölenden" Kinder zurück zu lassen. Eilig verlässt man den Bereich der Schlafzimmer, natürlich ohne Licht zu machen mit dem Melder und der Uhr in der Hand im Dunkeln die Treppe hinunter. Ggf. lesende Sicherheitsbeauftragte oder Fachkräfte für Arbeitssicherheit bitte ich, bei diesem Vorgehen, weg zu lesen :-)
Ein Stockwerk tiefer angekommen, liest er schon die Meldungen auf dem Handy, einige Kameraden und Kameradinnen müssen sich wegen bevorstehender Dienste am Morgen abmelden, andere schreiben, dass sie gerade Krankheit bedingt ausfallen müssen. Einer der Kollegen meldet sich mit dem Text "Ich bin unterwegs, muss später ja nicht arbeiten" Der 40 jährige Rettungsassistent signalisierte sich, aus der Südweststadt, auf den Weg in die Unterkunft zu machen. Als "Chef" kann man den Kollegen nicht alleine ausrücken lassen, auch wenn, der Rettungsdienst bereits mit Notarzt an der Einsatzstelle die Lage absolut im Griff hat, sind das Zubringen des SRTW, alleine, absolute Ausnahmen. Für den Familienvater heißt es also, kurze Antwort, "Ich komme auch, vielleicht kann ich ja nahtlos zum Dienst dann um 8 Uhr" Runter in den Keller, Spind auf, raus aus dem Schlafanzug, rein in die Einsatzbekleidung - Prinzip Zwiebel, denn man weiß ja nicht wie kalt es werden könnte.
10 Minuten später treffen sich der Rettungsassistent und der Notfallsanitäter beim Rettungswagen. Mit Blaulicht geht es in den Osten von Karlsruhe. Trotz der Straßensituation erreichen die Kollegen zügig und sicher Ihr Ziel. Im 1. Obergeschoss erwartet das Team eine Besatzung des DRK Rettungswagens und eine Besatzung des ASB Notarztdienstes, kurze Übergabe, Patient ca. 180 kg nicht groß, Patient hat ein deutliches "B" Problem, die Sauerstoffversorgung ist schlecht, trotz hohen Dosen Sauerstoff die über eine O2 Maske gegeben werden. "Der Patient sollte wenn möglich sitzend transportiert werden" so die Aussage des Notarztes. Schnell wurden die räumlichen Optionen ausgelotet, sitzender Transport war technisch leider nicht möglich, die Tragestühle können nur 130 kg um ein Tragen über die Treppe mit zwei Kollegen war einfach nicht machbar. Der Vorschlag den Patienten an ein spezielles Beatmungsgerät anzuschließen wurde aufgegriffen und der Patient wurde während des Wartens auf die Berufsfeuerwehr Karlsruhe mit einer sogenannten CPAP Maske beim Atmen unterstützt. Die Therapie mit dem CPAP Gerät verbesserte die Situation des Patienten dermaßen, dass zusammen mit der Feuerwehr ein Transport in Halb sitzender Lagerung auf einer Schleifkorbtrage durch den Patienten über die Treppe akzeptiert wurde. Der Trick war, den Patienten mit der Sauerstoffflasche und dem Beatmungsgerät auf der Trage, die man von Berichten der Bergwacht kennt, die Treppe hinunter zu bringen. Die Berufsfeuerwehr sicherte die Trage mit Seilen und Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr übernahmen die Kontrolle der Trage auf der Treppe. Nur im Teamwork war es unter genauen Absprachen möglich, immer in Abstimmung mit dem Notarzt, die Maßnahmen so genau wie möglich umzusetzen. Absolut komplikationslos war es den Einsatzkräften gemeinsam so möglich den Patienten in den SRTW des DRK Rüppurr zu verbringen. Nach dem dieser Teil der Arbeit geschafft war, war der Weg in eines der Karlsruher Krankenhäuser das der kleinere Teil der Arbeit.
Für den Patienten sind diese Maßnahmen höchst anstrengend, wichtig ist hier eine gute Kommunikation. Alles was zur Rettung unternommen wird, muss dem Patienten mit möglichst einfachen Worten erklärt werden. Unter Luftnot und Angst, ist der Mensch nicht mehr in der Lage, komplizierte Sachverhalte zu verinnerlichen und zu verstehen. "Fachchinesisch" ist hier nicht mehr zielführend. Auch für die Angehörigen stellt die Rettung eines geliebten Menschen, vor allem mitten in der Nacht, mit vielen fremden Helfern in der eigenen Wohnung, welche ja ein Schutzraum für einen selbst darstellen soll, eine hohe Belastung dar. Mit den Angehörigen muss das Personal, wenn man Wünsche und Anliegen hat, der Situation angemessen umgehen. Egal ob Rettungssanitäter, Rettungsassistent, Notfallsanitäter oder Notarzt - egal ob Ehrenamt, Hauptamt oder Nebenamt - alle Beteiligten sind sich der Verantwortung, die sie dem Patienten und deren Angehörigen gegenüber haben stets bewusst, egal ob es um die Vitalfunktionen, das Krankheitsbild, die Kommunikation oder Empathie geht. Rettungsdienst ist Profession, und diese Profession bringen alle Beteiligte dieses Systems mit, egal welches Glied der Kette sie in diesem Moment darstellen. Vielen Dank, das dies in Karlsruhe so gut funktioniert!